Gesta

Gẹsta

 

[lateinische Kurzform für res gestae »Taten«], Titel lateinischer Geschichtsquellen des Mittelalters in Prosa oder in Versen, die im Unterschied zu den (fortlaufend nach Jahren zählenden) Annalen und Chroniken Geschichte zwar ebenfalls chronologisch, aber nach übergeordneten inhaltlichen Zusammenhängen und häufig in kausaler Verknüpfung »erzählen«. Dabei steht das exemplarische Tun von lokalen oder regionalen Funktionsträgern, z. B. Äbten (Gesta abbatum), Bischöfen (Gesta episcoporum) und Königen (Gesta regum) sowie von einzelnen Persönlichkeiten (z. B. das Barbarossaepos »Carmen de gestis Friderici I«) und Völkern (so die Sachsengeschichte »Res gestae Saxonum« von Widukind von Corvey) im Mittelpunkt, ohne dass es sich dabei schon um eine Biographie handelt. Die historiographische Gattung wurde besonders vom 9. bis ins 12. Jahrhundert gepflegt; sie ist abzuheben vom altfranzösischen »Chanson de Geste« (Geste) und von der spätmittelalterlichen Exemplasammlung der Gesta Romanorum.

 

Literatur:

 

M. Sot: G. episcoporum, G. abbatum (Turnhout 1981);

 F.-J. Schmale: Funktion u. Formen mittelalterl. Geschichtsschreibung (²1993).